Man staunt immer wieder, was für Weisheiten gewisse Herren und Damen im Verlauf einer Session von sich geben. Röhrenturbos werden zu Humanisten und Menschenfreunden, Pädagogen zu Totengräbern eigener Anträge und ehemalige Wildhüter zu Experten in Sachen Wolfsaufenthaltsorten.

Erfolg des Tages

Erfolgreich war die Linke diesmal dank gütiger Mithilfe eines Schächentaler Pädagogen. Martin Huser, SVP, Unterschächen, versuchte vordergründig mit seinem Antrag auf Streichung von 92'000.- Franken bei der Jugendförderung das Nachfolgeprojekt von TIP aus dem Budget zu streichen. Auf Grund seiner eher ungeschickten Art der Formulierung (oder wegen seiner Falschinterpretation des Verpflichtungskredits?) ging der Schuss völlig daneben. Der Antrag auf Streichung wurde mit grossem Mehr abgelehnt. Daraus ergibt sich Husers Lernziel: Ich kann mich nicht ausschliesslich auf meine FiKo-Kameraden verlassen, sondern muss mich auch eigenständig mit der Materie meines Antrages befassen.


Rose des Tages


Am Tag der letzten Sessions im Jahr 2015 lieferte Heidi Z’graggen, CVP, Erstfeld, mehrere Kostproben ihres rhetorischen Könnens ab. So hat sie während der Session, bei der Debatte zum unsäglichen Vorstoss von Mathias Steinegger, FDP, Flüelen, betreff der „Parlamentarischen Empfehlung zur Sanierung des Gotthardstrassentunnels“ fundiert und wortreich erklärt, weshalb die Regierung ihren Standpunkt zur 2. Röhre, trotz Vorstoss der Ratsrechten, bis zum 28. Februar 2016 nicht mehr ändern wird. So mussten einige Damen und Herren des Landrats erkennen, dass für die Regierung der Volkswillen mehr zählt als die Meinung gewisser Röhrenturbos und Bauwirtschaftslobbyisten. Ein zweites Mal brillierte Frau Landammann beim abendlichen Apéro der Regierung mit dem Landrat und der Verwaltung. Während ihrer Ansprache, die etwas länger dauerte als das Brennen eines Streichholzes, analysierte sie die Grundwerte der verschiedenen Parteien anhand einer mehrere hundert Jahre alten Geschichte. Die Moral der Ansprache ist den Schreiberlingen aber leider wegen des flott ausgeschenkten Alkohols entfallen. Sorry.


Kaktus des Tages


Der Kaktus geht, tataratataa, an die Röhrenturbos in globo. Nicht nur, dass sie den Urner Volkswillen, welcher bei der Abstimmung von 2011 klar zum Ausdruck kam, einmal mehr missachteten. Nein, diesmal argumentierten sie mit nicht nachvollziehbaren, gar hanebüchenen Argumenten. So hat Mathias Steinegger, FDP, Flüelen, in seinem Votum behauptet, dass der Bau einer 2. Röhre  „human“ und „demokratisch“ sei, und er darum die Ablehnung der Regierung nicht verstehe. Ins gleiche Horn blies Menschenfreund und Staatsrechtler Pascal Blöchlinger, SVP, Altdorf. Er nannte den Bau „menschlich“ und verlangte die „Respektierung des Volkswillens“. Dabei brünzelte er einmal mehr ans Bein der linken Röhrengegner, als ob es keine bürgerlichen Ablehner einer Verdoppelung am Gotthard gibt. Zu hoffen bleibt, dass die beiden Provokateure der ihnen bei der Debatte nachfolgenden und unter „Rose der Woche“ erwähnten grandiosen Rede der Frau Landammann gut zugehört beziehungsweise deren staatspolitischen Inhalt verstanden haben.


Lacher des Tages


Gelacht haben wir zum Thema Wolf. Auf die Frage von Toni Infanger, SVP, Bauen, wo der böse Wolf nun denn sei, hat der stellvertretende Sicherheitsdirektor Markus Züst, SP, Altdorf, das Tirol angegeben. Der besser informierte Toni Infanger selber hat dann etwas schulmeisterlich erwähnt, dass „Meister Isegrim“ bereits in Deutschland sei. Darauf antwortete Züst: „Hauptsache er ist nun ein Problem der EU“. Mit dieser Aussage wurde dann auch noch Landratspräsident Christian Arnold, SVP, Seedorf, aus der Reserve gelockt. Sein Kommentar dazu: „Vielleicht müssen wir die Grenzkontrollen zur EU doch wieder einführen“. Die Redaktion kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wo der Dezibelzeiger mehr ausgeschlagen hat.


Was steht an?


Im neuen Jahr geht’s wieder von vorne los. So wird das Urner Parlament am 26. Januar 2016, nach der Verabschiedung des Budgets und des Finanzplans in dieser Session, über das Schwimmbadfinanzierungs-Gesetz, den Kredit über die Sanierung des theater(uri)s und über eine Lohnerhöhung der Landratsmitglieder parlieren. Es ist wahrscheinlich, dass verschiedene Sparfüchse der Dezembersession im neuen Jahr wieder mit beiden Händen Geld ausgeben. Oder ändern die Neujahrsvorsätze die Gepflogenheiten?

14. Dez 2015